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Von der Ungewissheit zurück auf die Bühnen dieser Welt – „ALLE FARBEN“ im Interview

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Er ist seit Jahren auf den größten Bühnen der EDM-Szene zu Hause und begeistert mit seinen Sound Millionen Fans. Wir haben uns mit „Alle Farben“ getroffen und mit ihm über seinen Unfall, seinen Weg zurück und seine zukünftigen Pläne gesprochen. 

Ravepedia: Vielen Dank für deine Zeit – Wie läuft der Festivalsommer bisher für dich?

Alle Farben: Der läuft gigantisch, weil bisher wirklich alles funktioniert hat. Alles war voll oder ausverkauft, von daher bin ich gerade wirklich sehr glücklich mit dem Sommer! Anfang Juni war es zwar etwas kühler, das ist aber alles kein Problem, denn sobald man auf der Bühne steht, ist es warm.

Ravepedia: Ist die Open Air Saison auch für dich die Lieblingssaison oder spielst du lieber in den Clubs?

Alle Farben: Das ist meine absolute Lieblingssaison! Wenn ich mich für eins entscheiden müsste, würde ich nur Festivals spielen. Ich komme aus der Clubszene und möchte dies auch nicht missen, aber wenn ich mich entscheiden müsste, wären es schon die Festivals. Denn bei den Open Airs ist es egal, ob die Sonne scheint oder ob es regnet – es ist einfach ein großartiges Lebensgefühl.

Ravepedia: Doch, dass wir heute hier zusammensitzen und uns auf einen großartigen Sommer freuen können, ist nicht selbstverständlich – Du hattest im Winter einen schweren Unfall und diesen mit viel Glück überlebt. Daher als Erstes vorweg – Wie geht es dir heute?

Alle Farben: Ich hätte am Anfang nie gedacht, dass ich mich so gut zurückkämpfe. Gerade wenn ich sehe, dass ich eine Woche nach dem Unfall nicht laufen konnte und jetzt wieder von der Bühne springe. Der Weg dahin war aber ein hartes Stück Arbeit mit fünf Tagen pro Woche Physio und Sport, um wieder fit zu werden. Aber es hat sich gelohnt, denn ich kann jetzt hier wieder auf der Bühne stehen und unterwegs sein!

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Ravepedia: So ein Schicksalsschlag ändert oftmals viel – blickst du seitdem anders auf das Leben oder deine Karriere?

Alle Farben: Die Frage habe ich jetzt tatsächlich schon ganz oft gestellt bekommen. Ganz am Anfang als man mir sagte, dass alles wieder gut wird, war ich natürlich dankbar für alles. Ich hätte gedacht, dass das irgendwie mehr bleibt, aber es hat sich nicht groß verändert. Ich war vorher schon super dankbar und total glücklich mit meinem Leben und das hat sich durch den Unfall nicht groß verändert. Ich habe schon früher viel Sport gemacht, mich gesund ernährt und habe jetzt keine neuen Habits. Es war einfach eine schwere Zeit.

Ravepedia: Der Weg zurück war mit Sicherheit kein einfacher – hat dir die Musik und die Aussicht diesen Sommer mit deinen vielen Fans verbringen zu können dabei geholfen?

Alle Farben: Absolut! Ich hatte damals das Posting gemacht, dass die Ärzte in eine positive Richtung blicken und hatte danach so einen WOW-Moment, was dieser Post für einen Impact hatte. Nachdem ich diesen Post veröffentlich hatte, musste ich erstmal 24 Stunden mein Handy ausmachen, weil einfach durchgehend immer jemand angerufen hatte. Dann zu sehen, wie viele Leute – von denen, die mit mir arbeiten bis zu den Fans, die vor meiner Bühne tanzen – sich wieder darauf gefreut haben, hat schon sehr geholfen.

Ravepedia: Umso schöner ist es jetzt, dass wir uns hier heute am Anfang der Festivalsaison sehen können – Was steht bei dir in den nächsten Monaten an und auf was freust du dich am Meisten?

Alle Farben: Die Frage worauf ich mich am Meisten freue, ist immer schwierig zu beantworten. Es sind schon einige Sachen dabei, bei denen ich noch nie war und ich geben diesen immer erstmal eine Chance, bevor ich sage, das wird am besten. Was ich immer sagen kann, ist, dass das Parookaville das größte  Festival und das Sea You Festival das schönste ist, weil dort das ganze Team mit dabei ist und auch ein wenig loslassen kann. Beim Parookaville sind immer alle angespannt, weil es eben das größte Festival und dann meisten auch ein ganzes Wochenende ist.

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Ravepedia: Du bist seit über 20 Jahren im Musikgeschäft – wobei die letzten 11 Jahre die erfolgreichsten waren. Was bedeutet dir dieser Erfolg als Künstler?

Alle Farben: Es ist natürlich schön, wenn die eigene Musik gehört wird und man damit Erfolg hat, aber ich glaube, dass ich auch mit weniger Erfolg damit glücklich geworden wäre. Natürlich hat man dadurch zwischendrin vielleicht auch mal etwas größeren Druck gehabt, aber ob ich da vor 20.000 oder 1.000 Menschen stehe, macht da keinen großen Unterschied.

Ravepedia: Es ist einfach wichtig, dass man Spaß hat an dem, was man tut, oder?

Alle Farben: Genau und auch mit den Menschen, mit denen man sich umgibt. Es gibt ja immer diese Work-Life-Balance Geschichte und ich finde, man muss seine Arbeit schon so sehr mögen, dass es keine Balance dazwischen geben muss.

Ravepedia: Gab es in dieser langen Zeit einen Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Alle Farben: Da gibt es viele! Aber um einen davon zu nennen: Ich habe 2012 oder 2013 beim Fusion Festival gespielt und das zum Sonnenaufgang von 5 bis 8 Uhr. Und es war eine kalte Nacht. Da war es so, dass die Sonne so aufging, dass die Sonne zuerst am Ende der Tanzfläche schien und dementsprechend alle Menschen gebündelt am Ende waren und dann mit der Sonne nach vorne zur Bühne gewandert sind. Das war so ein besonderer Moment, weil ich nach der Nacht auch übermüdet war und dann stehst du mit den Menschen dort und alle erwachen. Da waren viele Menschen, die die ganze Nacht durchgetanzt haben und wiederum welche, die extra für mein Set aufgestanden sind – das war schon einer von vielen tollen Momenten!

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Ravepedia: Zuletzt hast du zusammen mit Maurice Lessing deine neue Single „Apollo 2“ veröffentlicht – erzähle uns etwas über den Song

Alle Farben: Ich habe mit Maurice einen tollen Partner gefunden und mit ihm schon viel Zeit im Studio verbracht und finde es großartig, was wir da zusammen auf die Beine stellen. Aus dem Grund, weil er mit mir nochmal in diese epische Club-Festival-Richtung gegangen ist, die ich sehr liebe. Deswegen ganz großen Shout Out an Maurice Lessing – checkt ihn auf jeden Fall mal aus, da er schon viele große Sachen gemacht hat.

Ravepedia: Das machen wir auf jeden Fall und sind gespannt, was wir in Zukunft von euch zu hören bekommen – vielleicht eine Fortsetzung mit Apollo 3?

Alle Farben: Wir gucken! Apollo 1 und 2 waren jetzt schon sehr cool. Wer Apollo 1 kennt, weiß, dass wir die Melodie auch am Ende von Apollo 2 nochmal eingebaut haben und vielleicht gibt es jetzt auch wieder so einen kleinen Cliffhanger – Aber es macht auf jeden Fall Spaß.

Ravepedia: Welche zukünftigen Projekte stehen demnächst für dich an?

Alle Farben: Meine neue Single „From Disco to Disco“ erscheint am 18.07.2025 und da freue ich mich schon sehr drauf, denn es war eine Herzensangelegenheit. Es ist im Original eine Nummer von Whirlpool Productions. Das catchige von „Disco to Disco“ ist dringeblieben, der Rest hat sich verändert. Es war eine Nummer, die ich vor 15 oder 16 Jahren selbst sehr gerne gespielt habe, sie ist aber sehr experimentell. Und die Hook ist halt einfach so catchy, dass ich mir gesagt habe, dass ich mich da auf jeden Fall einmal dransetzen möchte. Und dann war es letztes Jahr im Studio soweit, dass ich gesagt habe, wir versuchen es jetzt nochmal und dabei ist dieses wundervolle Werk entstanden.

Ravepedia: Zum Abschluss des Interviews gehen wir ein Stück weg von der Musikwelt. Was viele vielleicht gar nicht wissen, kochst du auch sehr gerne und betreibst noch den Kanal „Alle Farben Kitchen“ – Wie kam es dazu?

Alle Farben: Ich habe schon immer gerne gekocht – auch mit viel Leidenschaft, aber nie wirklich professionell. Einfach weil ich durchs Touren immer unterwegs war und daher einfach keine Zeit war. Zusätzlich kamen natürlich auch immer noch private Sachen dazu. Doch dann kam Corona und da habe ich mir gesagt, dass ich jetzt die Zeit und die Chance habe das zu lernen. Ich habe mich zu der Zeit wirklich jeden Tag in die Küche gestellt und neue Skills gelernt. Ich habe mir die Sachen selbst beigebracht und daher mit Sicherheit auch Wissenslücken, aber ich habe sehr spezifisches Know-How bei den Dingen, die mir Spaß gemacht haben. Ich habe mich ausprobiert, angefangen von der Molekularküche bis hin zur Fermentation und habe dabei einfach viel Spaß gehabt. Dadurch habe ich dann auch gemerkt, dass es mehr ist als ein Hobby und sich auch mehr Menschen, als nur meine Freunde dafür interessieren. Da habe ich angefangen den Kanal zu führen, der inzwischen auch sehr erfolgreich ist.

Ravepedia: Ist das Kochen für dich auch eine Art Ausgleich zum Musikalltag?

Alle Farben: Ja und Nein. Ich brauche fürs Kochen auch ein bisschen Zeit und koche auch, wenn ich mal nur einen Tag zu Hause bin. Aber um so ein Video zu machen oder sich mehr damit zu beschäftigen, braucht es dann doch auch etwas mehr Zeit.

Ravepedia: Möchtest du zum Ende deinen Fans noch etwas sagen?

Alle Farben: Wenn ihr Musik macht, glaubt an euch und zieht es durch, auch wenn es nur ein Hobby ist. Es ist sehr erfüllend und gibt einen sehr viel zurück!

Lieber Frans, wir danken dir für deine Zeit und wünschen dir einen fantastischen Sommer!